Staatsbesuche sind für die Berliner eigentlich nichts ungewöhnliches: man steht im Stadtzentrum im Stau, sieht die beeindruckende Motorradeskorte kommen und dann folgt ein Tross von dunklen Limousinen. Erst abends bei den Fernsehnachrichten erfährt man dann, wer da gerade bei wem zu Besuch war. Der Besuch des kirgisischen Staatsoberhaupts war für uns ganz anders:

am Abend des 11. Dezember hatten wir die Gelegenheit, zwei Stunden lang dem Präsidenten in die Augen zu schauen. Das Auditorium der Konrad-Adenauer-Stiftung war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Almazbek Atambaev sein Land seine Pläne für die Zukunft Kirgistans vorstellte.

Von Anfang an war ihm die Sympathie der Zuhörer sicher: er begann die Rede mit einer kurzen Begrüßung auf Kirgisisch und ging dann zum Erstaunen der Zuhörer auf Deutsch über. Auch im weiteren Verlauf des Abends wechselte er wiederholt souverän zwischen kirgisischen Sprichworten,  staatsmännischen Politik-Statements auf deutsch und offenen, einfachen und sehr direkten Darlegungen seiner Gedanken auf Russisch. Er würdigte die Rolle der Deutschen in Kirgistan, sprach scherzhaft über die Besonderheiten der kirgisischen Mentalität und auch über die nicht einfachen Nachbarn des kleinen Landes in den Bergen des Tienschan und Pamir. Überhaupt war die Offenheit für ein Staatsoberhaupt ungewöhnlich: er sprach die Probleme, die sich in den zwanzig Jahren der nationalen Staatlichkeit Kirgistans angehäuft haben, unumwunden an und warb um Verständnis und Unterstützung. Der wiederholte herzlich Beifall zeigte, dass die Zuhörer (aus Politik, Wirtschaft, Kultur und natürlich auch vom Deutsch-Kirgisischen Kulturverein) ihm bei seinem angekündigten Kampf gegen wirtschaftliche Schwäche und Korruption im Beamtenapparat sowie für eine Entwicklung frei von religiöser Intoleranz und nationalistischer Ausgrenzung viel Erfolg wünschen und die angekündigten Pläne für eine Wegkarte der demokratischen Entwicklung Kirgistans in den nächsten 5 Jahren mit großem Interesse verfolgen werden.

Zum Abschluss des Abends konnte Shirin Madanova ihm ein kleines Präsent des Deutsch-Kirgisischen Kulturvereins überreichen: ein Album mit Bildern aus der Arbeit des Vereins in den letzten Jahren. Während die Sicherheitsleute ziemlich verdutzt waren, zeigte sich Almazbek Atambaev sehr erfreut über diese nicht im Protokoll vorgesehene Überraschung, blätterte interessiert und bedankte sich dann herzlich.

 Ganz besonders freuten wir uns, als wir in der Suite des Staatsgastes einen guten Freund wiedersahen, der zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehörte: Ernest Otorbaev war in seiner Aufgabe als  stellvertretender Außenminister ganz wesentlich an der Vorbereitung des Staatsbesuchs beteiligt. Im Gespräch erinnerte er sich sehr  gern an unsere gemeinsamen Projekte aus seiner Zeit in Berlin, und wir wünschten ihm alles Gute in seiner verantwortlichen Arbeit und gaben beste Grüße an seine Familie mit auf den Rückweg nach Kirgistan.

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