Wir gratulieren unserer Freundin Gundula Salk zum Erscheinen Ihrer kommentierten Übersetzung der Sandschyra des Stammes der Sarbagïš von Japar Kenciev (1932–2006). Mit dieser Übersetzung aus dem Kirgisischen und ihrem Kommentar-Apparat setzt Frau Dr. Salk ihre langjährigen Arbeiten zur Geschichte der kirgisischen Stämme fort –
zu einem Thema, das für Kirgisen von besonderer Bedeutung ist und für das es noch sehr wenige wissenschaftliche Publikationen gibt. Dass dieses Feld ein sehr spannendes Forschungsthema ist liegt ganz wesentlich daran, dass einerseits die Geschichte der Kirgisen sehr stark auf mündlichen Überlieferungen fußt, also schwer wissenschaftlich zu fassen ist, zum anderen aber bis heute die ethnische Formation eine große Rolle in der Alltagskultur und im gesellschaftlichen Leben spielt.
Nach der Arbeit „Die Sanjïra des Togolok Moldo“ (Gundula Salk, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2009) zur Stammesgeschichte der Sayak steht nun der einflussreiche Stamm der Sarbagïš im Mittelpunkt einer Publikation.
Sandschyra: Das ist die informelle Geschichte der ethnischen Formation, der integrativen Gesellschaft, der inneren Politik und der Begegnung untereinander – nicht die Geschichte der „nomadischen Außenpolitik“ und ethnischen Grenzen. Das Wesen der Sandschyra ist vorrangig die Frage: „Was und wer sind wir «Stamm»?“
Da diese einst mündliche Tradition unter dem kirgisischen Stamm der Sarbagïš besonders gut bewahrt ist, ist sie eine Quelle für die verschiedenen Aspekte der möglichen Herkunft, der Stammesformation und der Zusammensetzung. Aitiologien für das zoomorphe Ethnonym (bagïš ‚Elch‘), dessen Heimat auch Forscher im südlichen Sibirien vermutet haben, gehören zum mythischen Zeitkonzept der dark ages, also wohl vor 1700.
Der Entwurf eines „genealogischen Organigramms“ der einzelnen Stammeseinheiten spricht für die Entwicklung von „heroisch-dynastischen Linien“ der Clan-Akteure seit der Wende zum recent past, also wohl nach 1700. Tatsächlich hatten die Sarbagïš die player hervorgebracht, welche die gesellschaftliche Situation dann vor allem seit dem 19. Jahrhundert taktisch, militärisch und politisch gestaltet haben.
Die Verfasserin, die sich seit langem mit dem kirgisischen Stammeswesen befasst, zeigt diesen Leitfaden anhand der Stammesmorphologie.
Die »Sandschyra der Sarbagïš« von Japar Kenčiev in der kommentierten deutschen Übersetzung von Gundula Salk liegt als ePublikation (PDF) zum Download auf der Website des Klaus Schwarz Verlags bereit. Zusätzlich stellt der Klaus Schwarz Verlag die schriftliche Fassung der »Sandschyra der Sarbagïš« von Japar Kenčiev in einer überarbeiteten kyrillisch-kirgisischen Version zum Download bereit.
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