Auch in diesem Jahr hatte das Freizeit- und Erholungszentrum F.E.Z. in der Berliner Wuhlheide zum Internationalen Kindertag wieder eine besondere Attraktion: die große kirgisische Festjurte, geschmückt mit Filz-Teppichen, bunten Decken und allem, was zu einem kirgisischen Haushalt gehört – bis hin zu einer kleinen Wiege. Als der Deutsch-Kirgisische Kulturverein beim Botschafter anfragte, ob wir die Festjurte der Botschaft zum Kindertag bekommen können war der Botschafter sofort Feuer und Flamme. 

Und während in Kirgistan Kamele die zerlegte Jurte auf die Sommerweide bringen war es in Berlin der Kleinbus der kirgisischen Botschaft, der die Stangen, Scherengitter und Filzplanen in die Wuhlheide brachte.

Zwar liegt das F.E.Z. nicht ganz so hoch wie die Weideplätze im Tienschan (dort sind es statt der 32 m über N.N. in Berlin meist 2000-3000 m), aber was die Wetterbedingungen betraf war der Abend des 31. Mai durchaus eine Herausforderung: der Wetterbericht hatte Sturm und Hagel vorhergesagt und die Freunde aus der krigisischen Botschaft und aus dem Kulturverein arbeiteten angestrengt, um noch vor dem angekündigten
Gewitter das schützende Dach aufzurichten. Und das erwies sich als gar nicht so einfach: der Umfang der Jurte, die Höhe des Tundyk (so heißt das kreisrunde Gestell, das den Rauchabzug bildet und in das die Stangen gesteckt werden müssen, die dann das Jurtendach stützen) und die Position der Bänder, die alle diese Einzelteile miteinander verbinden – all das muss genau aufeinander abgestimmt werden. Die Fotos zeigen, dass das ein ganz schöner Balance-Akt werden kann. Aber Engagement und Begeisterung überwanden alle Schwierigkeiten und auch der Himmel hatte ein Einsehen und beschränkte sich auf einen nur kurzen Wolkenbruch, so dass nach 3,5 Stunden dann die Jurte stand – gar nicht mal so schlecht, wenn man berücksichtigt, dass die meisten Helfer zum ersten mal dabei waren.

Am nächsten Vormittag öffnete dann die Jurte ihre Tür für die kleinen und großen Gäste des Festes in der Wuhlheide. Im Dämmerlicht des Filzhauses konnte man Shirin und Galija lauschen, die kirgisische Märchen vorlasen, während vor der Jurte Asel mit Unterstützung von Nazgul und Zumrat zeigte, wie man filzt: in wenigen Minuten entstanden unter den flinken Händen kleine Kunstwerke aus gefärbter Wolle: Ringe, Anstecker, kleine Bälle. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Am Nachmittag des 1. Juni kam dann auch noch der Botschafter der Kirgisischen Republik, der fachmännisch den Aufbau der Jurte beurteilte und es sich nicht nehmen ließ, zusammen mit Shirin den kleinen Berliner Gästen die Feinheiten des Top-Tasch-Spiels zu zeigen, bei dem es darauf ankommt, mit möglichst vielen kleinen Steinen geschickt zu jonglieren. Die erwachsenen Besucher hatten dann noch ein besonderes Erlebnis: wann erklärt einem schon mal ein Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter persönlich, wie eine Jurte aufgebaut ist?

Am zweiten Tag des Festes schien sich herumgesprochen zu haben, das in der kirgisischen Jurte immer etwas los ist: die Kinder kamen in Scharen und der Andrang beim Filzen und in der Jurte beim Märchenerzählen war groß.

Als dann am Abend die Jurte wieder abgebaut wurde waren sich alle einig: diese Tradition muss fortgesetzt werden, zumal sich nun in Berlin die Zahl der Spezialisten, die wissen, wie eine Jurte aufgebaut wird, mindestens verdoppelt hat.

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