Obwohl Berlin als multikultureller Hotspot gerühmt wird, muss man doch großes Glück haben, wenn man Fan kirgisischer Musik ist: der Weg aus Mittelasien ist sehr weit, kostet einiges, und Visa sind auch nicht einfach zu bekommen. Da muss man schon mal ein paar Jahre warten, ehe es gelingt, wieder einmal Life-Musik vom Tienschan in Berlin zu hören.
Aber am 21. August war es endlich soweit: unser Kulturverein hat aus Anlass des kirgisischen Nationalfeiertags zusammen mit Vereinen aus Frankreich, Tschechien und dem BIZ die Reise der populären Folk-Gruppe IBARAT aus Bishkek ermöglicht und am Sonntag war die Hauptstadt dann die erste Station auf dieser Tournee. Glücklich, wer dabei sein konnte! DIe jungen Musiker haben auf ihren traditionellen Instrumenten (Komuz, Kyl Kyjak, eiserne und hölzerne Maultrommel, Ton- und Rohr-Flöten, und Kesseltrommel Dobul Bas) ein Feuerwerk an Rhythmen und Melodien entfacht und das Publikum mitgerissen.
Die Virtuosität der fünf Künstler, die am Konservatorium in Bishkek ausgebildet werden, war beeindruckend. Ein kurzes Video kann zwar den Life-Auftritt nicht ersetzen, Euch aber zumindest einen kleinen EIndruck von der musikalischen Komplexität vermitteln, die mit den einfachen volkstümlichen Instrumenten erreicht wird. Das Publimum bedankte sich mit viel Applaus. Für die weiteren Stationen Prag, Frankfurt und Paris wünschen wir IBARAT gute Reise und viel Erfolg!
Für so ein Event braucht es Helfer und Sponsoren. Mahabat hatte den Abend toll organisiert. In ihrer Moderation stellte sie nicht nur die Künstler und die Musikstücke vor – wir konnten auch viel über die Instrumente und ihre Spielweise erfahren (wer sich genauer informieren möchte: im Anhang hat Mahabat diese Informationen noch einmal kurz zusammengestellt). Das Emre Yunus Institut hatte freundlicherweise seine Räume bereitgestellt, Koray YEĞNİDEMİR und seine Kolleginnen leisteten den technischen Support. Die kirgisische Botschaft unterstützte uns mit Shuttle-Service und einem Imbiss für alle Gäste. WIr haben uns gefreut, dass der kirgisische Botschafter mit seinem Team kam und Künstler und Gäste begrüßte. Besonderer Dank geht an Karina, Kymbar und Kristian, die wieder bei der Vorbereitung und beim Aufräumen fleissig mit Hand anlegten. Zu den Sponsoren des Abends gehörten unser Ehrenmitglied Dr. Eberhard Haas und unsere längjährigen Freunde Dr. Franz Eichinger und Jochen Arnold, aber auch die vielen Gäste, die mit ihren Spenden die IBARAT Tour erst möglich machten und/oder zum Imbiss etwas beitrugen.
Und nun noch kurz etwas zu den von IBARAT gespielten Instrumenten:
Saiteninstrumente
Komuz – Комуз ist das bekannteste Nationalinstrument der Kirgisen. Es ist mit bestimmten anderen türkischen und zentralasiatischen bundlosen Saiten-Instrumenten und der Laute verwandt. Beispielsweise Aserbaidschanisch: Qopuz, Türkisch: Kopuz. kasachischen Kobyz (Usbekisch Qo’biz) Es ist eines der bekanntesten kirgisischen nationalen Symbole, deshalb ist es auch auf der Rückseite des 1-Som-Scheins abgebildet.
Das Komuz besteht im Allgemeinen aus einem einzigen Stück Holz (normalerweise Aprikose oder Wacholder) und besteht aus drei Saiten, die traditionell aus Darm und in der Neuzeit häufig aus Angelschnüren hergestellt werden. Bei den gängigsten Stimmungen hat die mittlere Saite die höchste Tonhöhe. Die Saiten werden mit den Fingern gespielt oder gezupft. Das Komuz hat viele verschiedene Stimmungen, die einer Vielzahl von Musikstilen entsprechen. Es kann sowohl zur Gesangsbegleitung als auch als virtuoses Hauptinstrument eingesetzt werden. Die Epensänger (дастанчы), Stehgreifpoeten (акын) und Volksliedersänger (ырчы) begleiten in der Regel ihre Gesänge mit einem Komuz. Es wird im Allgemeinen horizontal gehalten und sitzend gespielt, aber viele Virtuosen spielen das Komuz häufig in verschiedenen Positionen, über die Schulter, zwischen den Knien und verkehrt herum.
Kyl Kyjak – Кыл кыяк ist ein zentralasiatisches Saitenmusikinstrument, das zu den orientalischen Kurzhalslauten gehört. Das Instrument ist typischerweise aus Aprikose, Birke oder Maulbeerbaum geschnitzt. Der Korpus ist länglich tailliert und läuft am Ende häufig in einen geschnitzten Pferdekopf aus. Der Kyl Kyjak hat zwei Saiten und wird vertikal mit einem Bogen gespielt. Die Saiten und der Bogen sind normalerweise aus Pferdehaar. Die beiden Saiten sind im Quart- oder Quintabstand gestimmt und erzeugen einen weichen verschwommenen Klang mit vielen Obertönen.
Dieses zweisaitige Streichinstrument hat einen pastoralen Charakter und beschwört, passend zu einem Instrument mit Saiten aus Pferdehaar, oft die kirgisische Liebe zu Pferden in den Melodien und Rhythmen einiger der beliebtesten Stücke für kyl (was „Pferdeschwanz“ bedeutet) herauf ‚) Kiak. Weitere Informationen zum Kyl Kiak finden Sie in dem Artikel auf unserer Website mit dem Titel Kiakchi.
Maultrommeln
Temir ooz komuz – Темир ооз комуз bezeichnet überwiegend Bügelmaultrommeln aus Metall, die in der Unterhaltungsmusik in weiten Teilen Zentralasiens von Frauen und Kindern gespielt werden. In einigen Regionen verwendeten Schamanen sie früher als magische Hilfsmittel, die neben der Schamanentrommel zur magischen Krankenheilung, Geisteranrufung oder für eine mystische Himmelsreise eingesetzt wurde. Über die Verwendung als Schamaneninstrument schreibt Georg Tschubinow 1914: „Die Töne der menschlichen Stimme werden bei einigen Mongolen- und Türkstämmen noch dadurch verstärkt und variiert, daß ihre Schamanen ein besonderes kleines Metallinstrument, zwischen die Zähne gesteckt, von Zeit zu Zeit erklingen lassen, indem sie die Mundhöhle als Resonator benutzen“.In der sibirischen Republik Sacha ist die Maultrommel ein wesentliches Element der nationalen Musikkultur. Zur Unterscheidung von der zentralasiatischen Langhalslaute komuz dient im Kirgisischen der Namenszusatz temir-komuz („Eisen-Maultrommel“).
Die heutige kirgisische Bügelmaultrommel temir-komuz besitzt einen 10-20 Zentimeter langen Eisenrahmen, dessen Stärke 2-7 Millimeter beträgt. Zum Spielen einfacher Melodien wird der Tonumfang von einer Oktave über dem Grundton ausgenützt. Wie man hört, haben die Kirgisen das Spielen dieses scheinbar einfachen Instruments zu einer wahren Kunst gemacht. Es kann bisweilen sogar wie ein Digeredoo klingen. Und wie Sie sehen, wird die Maultrommel solistisch eingesetzt oder in kleinen Ensembles für beschwingte Volkstanzmelodien, etwa zusammen mit dem Komuz und Kyl Kyjak, andernfalls in einer moderneren Volksmusikbesetzung mit der Hirtenflöte Sybyzgyund Choor.
Zhigach ooz komuz – Жыгач ооз комуз: ein holzplattenförmige Vargan bzw. die hölzerne Rahmenmaultrommel ist eine Verwandte der Timur Komuz und gehört zu den ältesten Instrumenten, die heute selten verwendet werden. Der kirgisische „Zhigach ooz komuz“ hat einen weichen, warmen Klang, aber die Technik des Spiels (genauer gesagt das Ziehen der Zunge) unterscheidet sich grundlegend von den Lamellen- und Bogengelübden: Das Instrument wird angetrieben, indem ein Seil in Längsrichtung gezogen wird, die die Zunge durch ihre eigene Masse und seitliche Schwingungen zum Schwingen bringt. Der Prozess ist ziemlich komplex und erfordert viel Geschick. Es ist viel schwieriger zu lernen, den ersten Ton von dieser Harfe zu extrahieren als von gewöhnlichen; für viele funktioniert es einfach nicht.
Flöten
In der Literatur über Kirgisistan wird 1923 eine hölzerne und eine eiserne Maultrommel (qowus) neben einer tönernen Gefäßflöte, einer Rohrquerflöte mit vier Fingerlöchern (komus) und einer hölzernen Langtrompete (karnai) erwähnt. Traditionell mit Hirten verbunden, sind die abwechslungsreichen Blasinstrumente die kirgisischen Aerophone. Dazu gehört die endgeblasene Flöte wie сыбызгы, die der türkischen Ney ähnelt, und Okarina-ähnliche Tonflöten, die und Чогойно-чоор genannt werden.
Sybyzgy – Сыбызгы ist eine endgeblasene Hirtenflöte, die vor allem in Kasachstan und Kirgisistan verbreitet ist. Das Instrument war vor allem bei Hirten sehr beliebt und wurde außerdem von Geschichtenerzählern verwendet. Diese Geschichtenerzähler, in Kirgisistan Akyn genannt, sind ein zentrales Element zentralasiatischer Kultur. Sie zogen über die Lande und erzählten in Sprechgesängen und mit Musik, beispielsweise mit einer Sybyzgy, Geschichten und Sagen. Ende des 19. Jahrhunderts ging die Verbreitung des Instruments zurück, in kirgisischer Volksmusik findet es aber immer noch Verwendung. Die einfache Fertigung war ein Hauptgrund für die Beliebtheit der Sybyzgy. Sie bestand früher aus einem 50 bis 70 Zentimeter langem Rohr aus Schilf oder Holz, in das drei, vier oder fünf Löcher geritzt wurden. Das so entstandene Instrument ist trotz der einfachen Fertigung schwer zu bespielen. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Sybyzgys auch aus Metall.
Chogoino-Choor- Чогойно-чоор ist ein altes kirgisisches Blasinstrument. Beim Spielen wird es aufrecht gehalten. Früher wurde das Instrument vor dem Spielen mit Wasser gespült, was damit erklärt wird, dass der Klang des Instruments dadurch sonor und klar wird.
Chor hat vier Löcher. Seine Länge beträgt etwa 70 Zentimeter, der Innendurchmesser etwa 16 Millimeter, an einem Ende wird ein Mundstück aus Hornknochen eingesetzt. Damit sich der Chor nicht verbiegt oder bricht, wird er von innen mit einem Ladestock verstärkt. Früher machten Handwerker es nur aus Geißblatt oder Distel, aber jetzt begannen sie, es aus Aprikosenholz herzustellen.
Das Instrument wurde unter den Hirten verteilt und auch bei Festlichkeiten gespielt. Erwähnungen von ihm finden sich in „Manas“
Chopo-Choor –Чопо-чоор: Seit der Antike verwendeten die Hirten Kirgisistans eine Tonpfeife namens Chopo Choor. Jeder Hirte fertigte sie auf seine eigene Weise an und gab ihr die eine eigene ursprüngliche Form. Im Laufe der Zeit wurde das einfachste Aerophon Teil der ästhetischen Unterhaltung und wurde Teil von Folk-Ensembles. Der Klangbereich der kirgisischen Flöte ist ziemlich begrenzt, der Klang fasziniert mit einem weichen, tiefen Timbre. Die Form kann sehr unterschiedlich sein und einem Längsrohr mit einer Länge von bis zu 80 Zentimetern oder einem abgerundeten Durchmesser von nicht mehr als 7 Zentimetern ähneln. Das Instrument hat eine Mündung und zwei Spiellöcher, die so angeordnet sind, dass die Choorcha (wie die Darsteller genannt werden) mit zwei Händen gleichzeitig gespielt werden kann. Die Flöte selbst wird mit den Daumen gehalten.
Aktuell ist das Interesse an diesem Tool gestiegen. Er durchlief eine Reihe von Verbesserungen, die Anzahl der Löcher wurde erhöht, Chopo-Chöre erschienen mit einem anderen Klangumfang. Das modernisierte kirgisische Aerophon ähnelt meist einer klassischen Flöte mit fünf Spiellöchern. Es wird immer noch aus Ton oder Pflanzenstängeln hergestellt, aber es sind auch Kunststoffe aufgetaucht. Das Aerophon wird in der Volkskunst, beim Musizieren zu Hause und sogar als Spielzeug für Kinder verwendet.
Trommeln
Dobulbas – Добулбас ist ein altes, kesselförmiges Musikinstrument. Ein Ende der Trommel ist ein offener Raum, in dem Leder über die größere, schüsselförmige Basis gespannt ist. Das Instrument wird mit einem Stock oder Schlägel gespielt und an einem Gürtel getragen.
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